Donnerstag, 20. Oktober 2016
Ökologisches und Soziales Design
Designtheorie von Victor Papanek zu ökologischem und sozialem Design:
Papaneks Buch Design für die reale Welt: Anleitungen für eine humane Ökologie und sozialen Wandel (Erste Auflage 1971) beginnt mit den folgenden Sätzen: "Es gibt Berufe, die mehr Schaden anrichten als der des Industriedesigners, aber viele sind es nicht. Verlogener ist wahrscheinlich nur noch ein Beruf: Werbung zu machen, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie Dinge kaufen müssen, die sie nicht brauchen, um Geld, das sie nicht haben, damit sie andere beeindrucken, denen das egal ist, - das ist vermutlich der schlimmste Beruf, den es heute gibt." [1, S. 7]
Papanek argumentiert, dass Designerinnen und Designer eine große moralische und soziale Verantwortung haben [1, S. 83]. Er kritisiert dabei, dass von ihnen bewusst oder fahrlässig Tod, Verletzungen, finanzielle Nachteil oder sonstiger Schaden an den das Produkt benutzenden Menschen in Kauf genommen wird.
Die Verbindung zu dem im Kurs Intro to the Design of Everyday Things Erlernten, liegt hier für mich im system image und in conceptional models. Menschen die ein Produkt designen, müssen sich des Kontexts bewusst werden in dem ihre Produkte eingesetzt werden. Es müssen Umweltaspekte genauso in Betracht gezogen werden wie soziale Gegebenheiten. Vor allem aber müssen diese auch hinterfragt werden.
In dem Kapitel Do-It-Yourself-Mord: Die soziale und moralische Verantwortung des Designers geht Papanek speziell auf das Design von damals gängigen Computermodellen ein. So kritisiert er beispielsweise das Tastaturlayout, weitere ergonomische Eigenschaften und fragt sich warum nicht um verhältnismäßig wenig Geld verhältnismäßig teuren Geräten relativ Verbesserungen bezüglich der Skalierbarkeit (Farbe, Schriftgröße, ...) standardmäßig angeboten werden. [1. S.73 - 74]
Highlights
Tin Can Radio:
Papanek entwickelte gemeinsam mit einem seiner Studenten, George Seegers, das Tin Can Radio. Es besteht aus einer alten Getränkedose und wird mit Paraffin und einem Docht betrieben. Alternative kann es auch mit anderem brennbaren Material betrieben werden. Dabei wird genug Energie erzeugt um die Empfangen Signale (das Radio ist richtwirkungsfrei) über einen Kopfhörer wiederzugeben. Kosten für das Tin Can Radio 1966: 9 US Cent. Das Radiogerät wurde nach ursprünglicher Entwicklung für das US Militär den Vereinten Nationen zur Nutzung in indonesischen Dörfern übergeben. [1, S. 224 - 227]
Stoßstange:
1971 fuhr Papanek zu Demonstrationszwecken mit einer selbst gebastelten Stoßstange aus Regalbrettern und Bierdosen gegen ein Bürogebäude des US-Senats. "Es ärgerte mich, dass dieselben Manager der Autoindustrie, die am Tag zuvor meinen Test im Fernsehen gesehen hatte, am nächsten Tag unter Eid aussagten, dass es noch fünf Jahre dauern und 500 Dollar kosten würde, bis eine vordere Stoßstange entwickelt sei, die halb so wirksam ist wie meine Bastelei. Ich hatte 14 Dollar Materialkosten und etwa eine Stunde Zeit in Forschung, Entwicklung und Einbau investiert." [1, S. 88]
Sonstige Anmerkungen
Papanek war Kritiker des Urheber- und Patentrechts dahingehend, dass aus den Bedürfnissen von anderen kein Kapital geschlagen werden sollte. [1, S. 9]
Die Universität für angewandte Kunst Wien hat 2011 die Victor J. Papanek Foundation ins Leben gerufen.
Literatur
[1] V. Papanek, Design für die reale Welt: Anleitungen für eine humane Ökologie und sozialen Wandel. Wien [u.a.]: Springer, 2009.
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